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Anlässlich einer Reform des niedersächsischen Jagdgesetzes, in der es unter anderem darum ging, mehr Tierschutz bei der Jagd gesetzlich zu verankern, hatte die Jägerschaft zu einer Großdemonstration am 30. Januar 2025 vor dem niedersächsischen Landtag in Hannover aufgerufen. Für uns kaum nachvollziehbar, denn im Grunde ging es nur darum, den im Grundgesetz seit 30 Jahren verankerten Tierschutz nun endlich auch in praxisrelevante Gesetze umzuwandeln, an die sich auch die Jäger halten müssen.

Mitglieder unserer Bürgerinitiative bei der Gegendemo in Hannover

Mitglieder unserer Bürgerinitiative bei der Gegendemo in Hannover

 

Wir Tierschützer sahen in der ursprünglich geplanten Reform endlich einen Schritt in die richtige Richtung, unter anderem sollte die Ausbildung von Jagdhunden an lebenden Wildtieren eingeschränkt werden. Wie den zahlreichen Presseberichten zu entnehmen ist, wurde die Reform schon vor der Demo fast gänzlich zurückgenommen, man hat sich offenbar mal wieder von der Jagdlobby einlullen lassen. Womit auch immer, wissenschaftliche Argumente können es jedenfalls nicht gewesen sein. Interessant war in diesem Zusammenhang auch, zu sehen, wie viele Personen in der Mittagspause aus dem Landtag kamen und sich auf der Treppe schnell eine orangene Weste angezogen haben. Das lässt tief blicken.

 

Fünf Mitglieder unserer Bürgerinitiative haben sich ebenfalls auf den Weg nach Hannover gemacht, um an der Gegendemo teilzunehmen, zu der unter anderem Wildtierschutz Deutschland aufgerufen hatte. Von Seiten der Jägerschaft war im Vorfeld viel darüber zu lesen, wie gewaltbereit und gefährlich diese demonstrierenden Tierschützer doch sind. Sie wurden bitter enttäuscht, bei uns war es zwar ordentlich laut, aber vollkommen friedlich. So sollte es sein. Schließlich sind wir nicht diejenigen, die im Wald mit scharfen Waffen herumlaufen. Die Gewalt findet anderswo statt, nicht bei uns.

 

Es wurden mehrere Reden gehalten, in denen es zum Beispiel um die vielen Zusammenhänge in der Natur ging, die wir Menschen kaum verstehen, auch wenn wir es gern anders behaupten. Vor allem aber wurde gesagt, dass wir Tierschützer enger zusammenrücken und uns besser vernetzen müssen. Das waren Worte, die auch in Gesprächen mit anderen Teilnehmern der Gegendemo häufig zu hören waren. In diesem Sinne war die zum Teil weite Anreise für uns ein voller Erfolg. Wir haben viele neue Leute kennengelernt, mit denen wir in Zukunft sicher öfter zusammenarbeiten und die Kontakte intensivieren werden.

 

Auch die Idee, in einheitlichen T-Shirts zu erscheinen ging voll auf, wir wurden etliche Male angesprochen, von welcher Initiative wir denn sind und was wir machen. So hatten wir die Möglichkeit, auch im Kreise anderer Tierschützer noch einmal mehr auf das Thema der im Nationalpark eingesperrten Wildtiere aufmerksam zu machen. Viele hatten das zwar anfangs in der Presse verfolgt, waren aber durch die seit drei Jahren praktisch nicht mehr stattfindende Berichterstattung davon ausgegangen, dass sich das Problem längst gelöst hätte. Das zeigt wieder, wie groß der Einfluss solch tendenziöser Berichterstattung ist.

 

Auf der Demo der Jägerschaft wurde wohl auch einer der größten Schlachthausbetreiber Deutschlands gesichtet. Wenn dem so ist, schließt sich hier der Kreis zu unserem Nationalpark, denn die Zäune stehen da nicht zum Schutz der Wildschweine, sondern wegen des Kontostands solcher Personen.

 

Wir möchten uns an dieser Stelle ausdrücklich nicht gegen eine wissenschaftlich basierte und in bestimmten Fällen notwendige Jagd aussprechen, sofern diese von richtigen Fachleuten aus spezifischen Gründen veranlasst wird. Unserer Ansicht nach sollte es hierfür gut ausgebildete Berufsjäger geben, von denen es derzeit bei uns sicher zu wenig gibt. Aber 467.000 Hobbyjäger braucht das Land definitiv nicht! Das macht 1,3 Jäger pro km² und jeder will mal schießen – das kann einfach nicht im Sinne des Wildtierschutzes sein! Außerdem lassen wir doch auch keine Hobbyärzte im Krankenhaus arbeiten!

 

Deshalb haben wir uns entschlossen, an der Gegendemo teilzunehmen, unserer Ansicht nach ist Hobbyjagd kein Naturschutz. Reformen der Jagdgesetze sind dringend notwendig. Diese stammen zum Großteil noch aus dem letzten Jahrtausend. Gesetze dürfen sich nicht an fragwürdigen Traditionen orientieren, sondern müssen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren und den ethischen Ansprüchen der Menschen im Land gerecht werden!

 

Für uns war es eine gelungene Veranstaltung und wir bedanken uns an dieser Stelle herzlich bei den Organisatoren, allen voran Wildtierschutz Deutschland. (KF/ AR)