Video-Update und Sichtweise von Prof. Dr. Herzog, von der TU Dresden
„Wir haben immer noch das lokale Problem, dass wieder Tiere zu Tode kommen. […] Rehe, die letztendlich in diesen Zäunen eingesperrt sind, eventuell auch Rotwild und auch die Wildschweine selbst, sollte man aus Tierwohlgründen nicht einfach ertrinken lassen. Das ist etwas, wo wir uns als zivilisierte Menschen schon überlegen sollten, ob das etwas ist, das wir tolerieren können und sollten.“ Zitat von Prof. Dr. Herzog aus dem folgenden neuen Video.
Mitte September 2024 wurde in den Nachrichten gemeldet, dass sich im Einzugsgebiet der Oder eine sogenannte Vb-Wetterlage gebildet hat. Diese Wetterlage bestand auch im Hochsommer 1997, in der Folge kam es zur bekannten Jahrhundertflut. Frühzeitig wurde deshalb auch in den Nachrichten auf die drohende Gefahr hingewiesen. Das Hochwasser traf dann ab dem 26. September 2024 im Bereich der Polder ein, weshalb an diesem Tag auch die Einlassbauwerke geöffnet wurden. Es waren also gut zwei Wochen Zeit, sich vorzubereiten und ggf. noch Zäune zu versetzen oder abzubauen.
Die Bürgerinitiative Unteres Odertal hat sich im Vorfeld des zu erwartenden Hochwassers erneut an die Presse, den Landkreis und an die Wissenschaft gewandt. Von Presse und Landkreis kamen – wie wir es schon kennen – wieder keine Reaktionen auf unsere Hinweise und Bedenken. Auch bei Prof. Dr. Herzog von der Dozentur für Wildökologie und Jagdwirtschaft der TU Dresden, den wir dem Landkreis explizit und nach vorheriger Absprache als Ansprechpartner benannt haben, hat sich – mal wieder – niemand von den Verantwortlichen gemeldet. Prof. Dr. Herzog ist von Anfang an mit dem Fall der umzäunten Flutungspolder vertraut und war auch in der Vergangenheit schon selbst vor Ort.
Wir haben unsere Beobachtungen, die wir während des Hochwassers Ende September/ Anfang Oktober gemacht haben, in einem detaillierten Bericht mit fotografischer Dokumentation zusammengetragen und diesen an Prof. Herzog übermittelt. Auf Grundlage unseres Berichts sowie der aktuellen ASP-Fallzahlen in Deutschland und Polen, ist dieses neue Video entstanden, eine neue Bewertung der aktuellen ASP-Lage im Land und welche Rolle die Zäune bei der Prävention überhaupt noch spielen können.
Unsere Kritik basiert auf wissenschaftlichen, vor Ort gewonnenen Erkenntnissen und den offiziellen ASP-Zahlen, an denen gut erkennbar ist, dass die ASP längst kein Grenzproblem an der Oder und Neiße mehr ist, sondern sich trotz der grausames Tierleid verursachenden Einzäunung, mittlerweile weit in Deutschland verbreitet hat.
Noch ein Hinweis: Als das Video entstanden ist, lagen noch keine Informationen zum Verdachtsfall in den Schwedter Schlosswiesen, den der Landkreis Uckermark am 4. November 2024 (*1) bekannt gab, sowie dem bereits bestätigten Ausbruch vom 22. November 2024, knapp 100 km von der Grenze entfernt, im Landkreis Oder-Havel vor. (Btw., lieber Landkreis Uckermark, wo bleibt eigentlich ein Update zu den Schlosswiesen, von denen man uns noch mitten im Hochwasser versicherte, dass es dort keine kranken Wildschweine gäbe, da die Zäune ja so gut funktionieren? Dauert es bei uns so lange, den Verdachtsfall zu bestätigen oder widerlegen zu lassen, während in Landkreis Oberhavel schon nach wenigen Tagen ein gesicherter Befund vorlag?) (KF)
*1 - https://www.uckermark.de/Service-Aktuelles/Afrikanische-Schweinepest/Neue-ASP-Verdachtsf%C3%A4lle.php?object=tx,3615.5.1&ModID=7&FID=3615.10084.1&NavID=3615.420&La=1 [abgerufen 26.11.24]
*2 - https://msgiv.brandenburg.de/msgiv/de/presse/pressemitteilungen/detail/~21-11-2024-asp-in-ohv [abgerufen 26.11.24]